BKFN

Berliner Kegelgemeinschaft
der Freunde der Nachrichtentechnik

IN MEMORIAM

In tiefer Trauer haben wir vernommen, daß am 8. November 2000 unser Sportkamerad, früherer Kollege und Chef Ulrich Manicke nach schwerer Krankheit verstorben ist. 
Mit Uli Manicke verliert unsere BKFN einen begeisterten Sportkameraden, der während unserer gemeinsamen Tätigkeit maßgeblich unsere berufliche Entwicklung mitbestimmt hat.

Ulrich Manicke wurde am 26. Juli 1938 in Berlin geboren. Er studierte Hochfrequenztechnik an der Technischen Universität Dresden und arbeitete anschließend als Entwicklungsingenieur im VEB Meßelektronik Berlin. 1967 kam er ins Institut für Nachrichtentechnik Berlin (INT). Sein Tätigkeitsfeld war die Entwicklung von Schaltkreisen (Codec/Filter, SLIC) für die PCM-Technik. Diese wurden auf Teilnehmeranschlußbaugruppen der digitalen Vermittlungstechnik eingesetzt, deren Entwicklungsabteilung er mit großer Kompetenz leitete. Begonnen hatte diese Entwicklung mit ersten Schaltkreis-Mustern, die in Zusammenarbeit mit dem Halbleiterwerk Frankfurt/Oder entstanden. Unter seiner Leitung entstanden auf Basis dieser Muster dann die ersten Teilnehmeranschlußkarten, die im Gegensatz zur alten Technik frei von mechanischen Verschleissteilen waren. Im damaligen Werk für Fernmeldetechnik in Leipzig entstand mit diesen Baugruppen die OZ100D, die erste vollelektronische Vermittlungszentrale der DDR. Nach der Wende in der DDR und der damit verbundenen Auflösung des INT setzte er seine Tätigkeit in der RFT-SEL Nachrichtentechnik GmbH (später SEL-RFT Nachrichtentechnik GmbH bzw. Alcatel SEL AG) fort und konnte dort seine Erfahrungen einbringen. Das große Vermittlungssystem der ALCATEL, die ALCATEL 1000 System 12, sollte für den russischen und GUS-Markt aufbereitet werden. Die Teilnehmeranschlußkarte der S12 wurde zu diesem Zweck von Uli Manicke und seinem Team neu konzipiert und an die Bedingungen in den GUS-Ländern angepasst. In diesem Zusammenhang erfolgte eine nicht immer einfache Zusammenarbeit mit russischen und lettischen Partnern. Dieses Projekt gedieh bis zur Serienreife. Nach Schließung der Entwicklungsabteilung am Standort Berlin organisierte er mit der ihm eigenen Beharrlichkeit Nachfolgeaufträge, die ihm und einigen seiner Mitarbeiter weiterhin Beschäftigung bei der Alcatel SEL AG und KE Kommunikationselektronik GmbH boten. Hier bestand die Aufgabe darin, die technische Ausführung der bestehenden Teilnehmeranschlußbaugruppe zu überarbeiten. Das Konzept sah die Neuentwicklung eines SLICs und die Verwendung hochintegrierter Schaltkreise für die digitale Weiterverarbeitung der Daten vor. Weitere Schwerpunkte waren die Verringerung des Energieverbrauchs sowie die ausschließliche Verwendung von oberflächenmontierten Bauelementen (SMD) für eine moderne und kostengünstige Fertigung. Für die Entwicklung des SLICs wurden die Erfahrungen des Halbleiterwerkes in Frankfurt/Oder genutzt, mit dessen Mitarbeitern er schon früher erfolgreich zusammengearbeitet hatte. Im Wissen um seine schwere Krankheit, der er wie jedem anderen Problem kämpferisch die Stirn bot, gründete er danach ein Ingenieurbüro, in dem er sein enormes Fachwissen für neue Aufgaben mit Erfolg einsetzte. So leistete u.a. Beraterdienste für die Entwicklung von Nachrichten-Halbleitern der SIEMENS AG.

Mit ungeheurem Elan und Enthusiasmus ging er an die gestellten Aufgaben und gab seine umfangreichen Erfahrungen an seine Mitarbeiter weiter. Seine Kollegen bewunderten seine unglaubliche Energie und Geradlinigkeit, die ihn zu einem Entwicklungsingenieur mit Leib und Seele machten, anerkannt und respektiert bei Kollegen und Geschäftspartnern. Sein Führungsstil war einerseits geprägt von hohen Erwartungen an seine Mitarbeiter, von Überzeugungskraft, Durchsetzungs- und Entscheidungsvermögen, andererseits aber auch von menschlicher Wärme, Verständnis und Offenheit. Er überzeugte durch Sachlichkeit, Erfahrung und Humor. Seine Fähigkeiten verliehen ihm eine Ausstrahlung weit über die Grenzen seines Unternehmens hinaus.

Trotz seiner Verantwortung und seines großen Arbeitsvolumens nahm er sich Zeit für die Probleme seiner Mitarbeiter und half, wo er nur konnte. Anfang der 90-er Jahre, einer Zeit, die geprägt war von großen Veränderungen - vor allem umfangreichen Personalabbau im Betrieb - , gab er Orientierung und verhalf vielen seiner Mitarbeiter, direkt oder indirekt, zu neuer beruflicher Perspektive. Unsere gemeinsamen Kegelabende nutzte er für einen regen Gedankenaustausch sowohl über fachliche Probleme als auch die Diskussion über menschliche Aspekte des täglichen Miteinanders. Sein ehrliches Interesse galt auch dem Werdegang jedes einzelnen seiner ehemaligen Mitarbeiter.

Mit ihm verlieren wir nicht nur einen begeisterten Sportkameraden, anerkannten Kollegen und einmaligen Chef sondern auch einen liebgewonnenen Menschen. Ulrich Manicke wurde am 13. November 2000 auf dem Friedhof Petershagen/Süd unter großer Anteilnahme seiner Familie, vieler Freunde und Kollegen beigesetzt.

Die Mitglieder der Berliner Kegelgemeinschaft der Freunde der Nachrichtentechnik (BKFN)